20.01.2022

Rodona verdoppelte seine Digital-Kapazität

Neun Jahre nach Inbetriebnahme einer SigmaLine installierte Rodona in Pamplona mit der SigmaLine III das zweite digitale Buchblock-System von Müller Martini – und untermauert damit seine Führungsposition im spanischen Digitalmarkt.

«Spanien ist tendenziell immer noch ein Offset-Land», sagt Alberto Senosiain. «Denn der Inkjet wurde in unserem Land anfänglich schlechtgeredet und stiefmütterlich behandelt. Doch das hat sich in den letzten Jahren geändert, weil der Digitaldruck zahlreiche Pluspunkte aufweist. Erstens ist das mit Inkjet-Technologie bearbeitbare Papierspektrum zunehmend breiter geworden. Zweitens ist die Druckqualität markant gestiegen. Drittens gibt es weniger Fehler, weil weniger Leute in den optimierten Produktionsprozess involviert sind und es weniger händische Eingriffe gibt. Und viertens haben unsere Kunden logistische Vorteile: Sie können ihre Produktion besser einplanen, und dank unserer schnellen Bearbeitung mittlerer und kleiner Produktionsaufträge müssen sie keine grossen Lager bewirtschaften und keine nicht verkauften Bücher entsorgen – denn wir produzieren genau so viele Exemplare, wie die Kunden benötigen.» 

Spaniens Digital-Pionier
Dieser Trend ist natürlich ganz im Sinne des Rodona-Miteigentümers und Geschäftsführers. Denn sein 25 Mitarbeitende – normalerweise im Zwei-Schicht- und in Spitzenzeiten im Drei-Schicht-Betrieb – beschäftigendes Unternehmen gehört in diesem Segment zu Spaniens Pionieren im Inkjet-Rotationsdruck und fokussiert sich seit über einem Jahrzehnt ausschliesslich auf den Digitaldruck. 2013 nahm Rodona als Weltpremiere eine komplette SigmaLine mit Druckmaschine HP T300 und Klebebinder Acoro A5 in Betrieb und stellt seither auf hochproduktive Art und Weise inline Softcover-Bücher im Shortrun-Segment her.

Wobei Alberto Senosiain den Begriff «Shortrun» relativiert: «Mittlere Auflagen trifft es besser. Wir starten in der Regel bei 100 und produzieren bis zu 5000 Exemplare pro Titel. Der Durchschnitt pro Job liegt zwischen 400 und 500 Exemplaren. Book-of-One oder Kleinstauflagen hingegen sind nicht unser Marktfokus – obwohl wir auf speziellen Wunsch oder bei Dringendaufträgen seitens unserer Kunden natürlich auch Auflage-1-Bücher drucken.»


Rodona-Miteigentümer und Geschäftsführer Alberto Senosiain (rechts): «Wir produzieren genau so viele Exemplare, wie die Kunden benötigen.» In der Mitte Ana Iribarren (Leiterin der Technischen Abteilung), links Juan Martin, After Sales Manager Müller Martini Ibérica.

Höhere Flexibilität und Qualität
Weil die vor neun Jahren installierte, umfangreiche SigmaLine mit SigmaControl, SigmaFolder, SigmaCollator, SigmaBuffer, SewingCollator (speziell für fadengeheftete Bücher) – mit der Rodona laut Alberto Senosiain gute Erfahrungen gemacht und die ihm den gewünschten zuverlässigen und schnellen Service ermöglicht hat – oft ausgelastet war, installierte Rodona im vergangenen Mai eine mit einer HP-T250-Digitaldruckmaschine inline verbundene und vom Workflow-System Connex gesteuerte SigmaLine III. «Wir haben damit», so Ana Iribarren, Leiterin der Technischen Abteilung, «unsere Kapazität verdoppelt. Die neuen Brillant-Farben bieten uns die Möglichkeit, noch mehr Papiersorten und Tinten zu verwenden und unseren Kunden – nebst einer höheren Flexibilität insbesondere bezüglich Terminen – eine höhere Druck- und Endproduktqualität anzubieten.»

Stichwort Kunden: Rodona produziert – zu 85 Prozent für den spanischen Markt – jährlich rund 1,5 Millionen Bücher vor allem für einen treuen Stamm an grossen Verlagen. Diese kommen gemäss Alberto Senosiain dank des Inkjet-Digitaldrucks in den Genuss gleich mehrerer Vorteile.
«Gibt ein Verlag ein neues Buch heraus, weiss er ja meistens nicht, wie viele Exemplare er verkaufen kann. Also testet er zuerst mit einer kleineren Auflage den Markt – und hat folglich tiefere Investitions- und Initialkosten als im Offset.
  • Die Produktion und Lieferung sowohl von Erstauflagen als auch von Nachdrucken und zweiten Auflagen desselben Buches erfolgen in kürzester Zeit. 
  • Die Buchproduktion hat sich geändert – insbesondere bei Produkten mit einer grossen Seitenanzahl, bei dünnen Papieren und mit hoher Obsoleszenz wie juristischen oder medizinischen Bücher, die ständig überarbeitet werden. Der Kunde kann bei Rodona nur die Anzahl Bücher, die er für einen bestimmten Bedarf benötigt, herstellen zu lassen. Die Produktions- und Lagerungskosten sind tiefer und auch – falls überhaupt – die Kosten für die Entsorgung veralteter Bücher. So haben wir neulich innerhalb von nur 24 Stunden 300 Exemplare eines 3300 Seiten dicken Medizinbuchs auf 35-Gramm-Bibelpapier gedruckt und auf unserer Müller Martini-Buchlinie Diamant gefertigt. Das wäre früher nicht zu vernünftigen Kosten und schon gar nicht in einer solch kurzen Zeitspanne möglich gewesen.
  • Die neu entwickelten Falzsysteme von Müller Martini bieten eine Erweiterung des Falzmusterspektrums und eine Reduzierung der Weiss-Seiten.»

«Die Weiterverarbeitung muss mit der Entwicklung im Druckbereich mithalten»
Druckte Rodona nach dem Digital-Einstieg vorwiegend Schwarz-weiss-Bücher, nahm der Farbdruck in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt auch dank der zusätzlichen Papiersorten – einen markanten Aufschwung. «Deshalb ist es umso wichtiger», betont Ana Iribarren, «dass die Entwicklung der Weiterverarbeitungs-Systeme mit dem Fortschritt im Druckbereich mithält.» 

Zumal eine der Rodona-Spezialitäten fadengeheftete, auf einer ebenfalls von Müller Martini stammenden Ventura gefertigte, gefalzte Hardcover-Produkte sind. Da kommen dem Unternehmen die Vorteile der neuen SigmaLine III gerade recht. Denn sie ermöglicht dank ihrer innovativen Luftschwert-Technologie neu auch variables Falzen. Erfolgte das Falzen bei der SigmaLine bisher mit einem mechanischen Schwert, wird der Falz neu mit einem Luftdruck-Impuls ausgelöst. Dank des Luftschwerts kann bei hohen Geschwindigkeiten wesentlich stabiler produziert werden. Der Falz wird perfekter, es gibt weniger Stopper, und die Produktionsgeschwindigkeit steigt auf bis zu 1000 Fuss oder 305 Meter pro Minute – was der höchste Output von digital produzierten Buchblöcken auf dem Markt ist.

Die Luftschwert-Technologie bietet dank ihrer Variabilität auch eine Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten. Im Längsfalzer können mehrere Druckbogen vorgesammelt werden, die dann einen Buchbindebogen bilden. Dadurch können mehrere separate Signaturen zu einer einzigen Signatur zusammengestellt werden. So wird beispielsweise aus drei 8-Seiten-Signaturen eine 24-Seiten-Signatur – ein ideales Vorprodukt für die Faden- oder Sammelheftung. 

Mit nunmehr zwei digitalen Buchblock-Systemen SigmaLine von Müller Martini untermauert Rodona seine Führungsposition im spanischen Digitalmarkt.

Weniger Weiss-Seiten
Eine weitere tolle Neuheit ist der Modus für das dynamische Schneiden. Bisher entstand aus dem Prozess Schneiden/Perforieren/Schneiden immer ein Querfalz. Neu kann die SigmaLine III zweimal hintereinander schneiden. Das bedeutet, dass der Querfalz umgangen werden kann. Die Seitenteilbarkeit der Buchblöcke kann dank des dynamischen Modus neu halbiert werden, so dass es weniger Leerseiten gibt. Bisher konnte es vorkommen, dass ein 16er-Bogen bis zu 15 leere Seiten hatte. Neu sind es 8er-Bogen mit maximal 7 leeren Seiten.

Die Reduktion der Weiss-Seiten ist nicht nur angesichts einer erheblich besseren Endform des Buches, sondern auch bezüglich Nachhaltigkeit wichtig. «Das ökologische Bewusstsein hat sich», so Alberto Senosiain, «in der grafischen Branche durchgesetzt, und grüne Themen kommen bei Kundenkontakten immer häufiger zur Sprache.»

Inline ist effektiver als Rolle/Rolle
Wie auf der ersten Linie produziert Rodona auch auf der SigmaLine III inline. «Dies ist wesentlich effektiver als eine Rolle/Rolle-Lösung», sagt Alberto Senosiain. «Da wir uns auf leichte Papiere spezialisiert haben, wäre Rolle/Rolle für eine Vielzahl unserer Produkte, die unmittelbar nach dem Druck gefalzt werden müssen, nicht ideal. Zudem bin ich der Meinung, dass das präzise Falzen und Einstecken bei der SigmaLine für fadengeheftete, gebundene und Hardcover-Produkte wesentlich besser geeignet ist als das Schneiden und anschliessende Falzen und Stapeln von Bogen.»

Für den Firmenpatron gibt es keine Zweifel: «Die Zukunft für den Web-Inkjet-Druck sieht vielversprechend aus. Wir sehen ja den Wachstumstrend in den USA, der sich bestimmt auch in Europa durchsetzen wird. Ich bin zuversichtlich, weiterhin an der Spitze des Digitaldrucks in Spanien zu stehen – auch wenn das Wachstum unseres Unternehmens als Folge der Corona-Pandemie möglicherweise etwas gebremst wird.»

Erfahren Sie im Blog «Von der Blackbox zur multifunktionalen SigmaLine III» auf der Müller Martini-Website mehr über das digitale Buchblock-System von Müller Martini.

Lesen Sie in diesem Artikel, wie der zur Thomson Reuters Gruppe gehörende amerikanische Kunde Core Publishing mit der SigmaLine III seine digitale Buchproduktion optimiert.