Wie gliedert sich Ihre Leserschaft bezüglich Geschlechter und Alter?
Die «Coopzeitung» wird von etwas mehr Frauen (58 Prozent) als Männern gelesen, und wie bei vielen anderen Printmedien ist der Grossteil unserer Leserschaft – über 75 Prozent – älter als 35 Jahre. Aber wir erreichen auch 120 000 junge Leute im Alter von 14 bis 19. Das ist zwar im Vergleich zur gesamten Leserschaft eine marginale Zahl, aber im Vergleich zu einer Tageszeitung ist es eine beachtliche Grösse.
Betrachtet Coop die «Coopzeitung» als eigenes Profitcenter, oder ist sie Bestandteil Ihres Marketingbudgets?
Sie ist ein eigenes Profitcenter.
Wie verteilen sich die Ausgaben auf Druck, Versand und Redaktion?
Wir geben ausser der Auflage grundsätzlich keine Geschäftszahlen bekannt. Der Grossteil unserer Ausgaben geht einerseits ins Produkt selbst (sprich Papier und Druck) und andererseits in die Distribution (sprich Post).
Inwiefern unterscheidet sich die «Coopzeitung» von anderen Kundenmagazinen?
In der Schweiz gibt es in dieser Form nur ein einziges ähnliches Produkt – das ebenfalls wöchentlich erscheinende «Migros Magazin». Grundsätzlich unterscheiden wir uns durch unsere klare Ausrichtung. Wir haben ein sehr klares, konsumorientiertes Profil. Unser Claim lautet: «Die guten Seiten der Schweiz. Lesen, staunen, profitieren.» Deshalb bringen wir in der «Coopzeitung» ausschliesslich positive News. Es gibt weder Politik im Blatt noch Negativnachrichten - wir wollen Freude im und am Alltag vermitteln. Und wir sind natürlich nahe bei Coop und deren Töchter und insofern natürlich auch beim Marketing von Coop, weshalb wir – unserer klaren Linie geschuldet – relativ viele Produktinformationen bieten. Doch genau das erwartet der Leser von der «Coopzeitung».
Sehen Sie die «Coopzeitung» als klassisches Magazin oder auch als «Magalog» für die von Coop verkauften Produkte?
Wir sind dezidiert ein Konsummagazin mit Fokus auf Service und Nutzwert. Insbesondere der Nutzwert ist – neben der Reichweite – für uns extrem wichtig. Deshalb bewegen wir uns thematisch nahe an den Coop-Produkten. Wir können in der «Coopzeitung» nicht über etwas berichten, das man bei Coop nicht kaufen kann. Das würden unsere Leser nicht verstehen.
Wie hoch ist der Anteil an Coop-Eigeninseraten in der «Coopzeitung» – in Relation zur totalen Seitenzahl und zur Fremdwerbung?
Der Inserateanteil liegt bei etwa 45 Prozent. Knapp die Hälfte davon sind Eigeninserate.
Welchen Coop-fremden Inserenten gewähren Sie Zugang zu Ihrem Anzeigenteil?
Zum einen sind es Geschäftspartner, zum andern klassische Drittkunden wie etwa die Reise-, Pharma- und Automobilindustrie, Banken und Versicherungen – Branchen also, die das Kerngeschäft von Coop nicht konkurrenzieren.
Dienen Coop-fremde Inserenten – darunter ein auffallend hoher Anteil an Reiseinseraten – auch zur Entlastung Ihres Budgets oder lediglich als Abwechslung zu den Coop-eigenen Anzeigen?
Zweifellos entlasten diese Inserate unser Budget. Daneben entsprechen sie einem Bedürfnis unserer Leser. So haben sich viele daran gewöhnt, sich in der «Coopzeitung» über Reisen, primär in der Schweiz, aber auch über Fluss- oder Kreuzfahrten zu informieren. Diese Anzeigen würden nicht funktionieren, wenn es kein Leserbedürfnis gäbe.
Neben den klassischen Anzeigen in der Zeitung enthält jede Ausgabe mehrere Beilagen. Wie viele sind es im Schnitt?
Technisch können wir bis zu fünf Beilagen einstecken. Doch ich bitte um Verständnis, dass wir keine Beilagenzahlen nach aussen kommunizieren.
Enthält jede Ausgabe die gleichen Beilagen, oder machen Sie auch Geo-Zoning?
Das hängt von unseren Beilagenkunden ab. Tatsächlich machen wir verstärkt Geo-Zoning – wir nennen das Split-Ausgaben – und stecken deshalb immer häufiger zielgruppenspezifische Beilagen ein. Das ist ein genereller Trend, bei dem uns letztlich auch die Maschinenbauer unterstützen und helfen müssen, damit wir in Zukunft noch individualisiertere Beilagen einstecken können, als das heute möglich ist.
Geht das Geo-Zoning Richtung einzelne Regionen oder gar bis hinunter auf einzelne Quartiere oder Strassenzüge?
Das ist unterschiedlich. Wir können unsere Splits nach Postleitzahlen eingrenzen, oder wir konzentrieren uns beispielsweise mit unserem «Hello Family»-Magazin auf einzelne Segmente wie Familien mit Kindern, die Mitglied des «Hello Family»-Klubs sind.
Welche Bedeutung haben Beilagen für die «Coopzeitung»?
Wir haben praktisch keine Fremdbeilagen, sondern es geht auch hier um Wissensvermittlung aus der Coop-Welt. Sie sind ein wichtiger Treiber für unsere Leser. Ein Teil der Leserschaft liest die «Coopzeitung» nicht primär wegen der redaktionellen Inhalte, sondern wegen der Inserate und Beilagen. Zudem kann gerade in einer attraktiv aufgemachten Beilage mehr auf die unterschiedlichen Produkte und deren Eigenschaften eingegangen werden.
Neben den Genossenschaftern bekommen auch ein grosser Teil Ihrer Kunden, die Ihre Kundenkarte Supercard haben, die «Coopzeitung». Nutzen Sie die aus dem Verkaufsverhalten Ihrer Kunden gewonnenen Daten zu personalisierten Ausgaben Ihrer Zeitung?
Nein, das machen wir nicht. Die technische Infrastruktur in der Weiterverarbeitung liesse es heutzutage auch noch nicht zu.
Diskutieren Sie solche Personalisierungs-Konzepte für die Zukunft?
Wir diskutieren grundsätzlich viel, behalten die Augen offen und beobachten den Markt genau. Gemäss unserem Credo wollen wir Innovationsleader sein. Deshalb haben wir 2014 auch als Erste aus einer klassischen Zeitung ein höherwertiges, geschnittenes und geheftetes Magazin gemacht. Wir versuchen, auf diesem Gebiet den Takt vorzugeben und den anderen einen Schritt voraus zu sein. Denn ein handliches Magazin, das geheftet ist und nicht zerfleddert, hat einen viel höheren Nutzwert als eine klassische Zeitung.
Welche Auswirkungen hätte eine Personalisierung auf den Druckprozess? Oder anders gefragt: Ist Personalisierung bei Zeitungen mit einer Millionenauflage überhaupt realistisch?
Heute nicht. Zudem stellt sich die Frage: Ist eine Personalisierung der «Coopzeitung» für uns überhaupt gewünscht, und wäre sie sinnvoll? Wir möchten, dass die «Coopzeitung» ein Stöber-Medium ist, das man durchblättert. Wir möchten unsere Leser auf Sachen aufmerksam machen, die sie nicht unbedingt gesucht haben, und sie damit überraschen – im Gegensatz zum Internet, wo man explizit nach etwas sucht. Wären wir zu stark personalisiert, ginge dieser Effekt und damit auch unser USP verloren.
Für Sie ist also der Stöber-Effekt wichtiger als ein allfälliger Streuverlust?
Absolut, weil wir immer wieder feststellen, dass jemand auf etwas stösst, das er gar nicht gesucht hat – was oft mit einer positiven Überraschung verbunden ist.