Um sinnliche Signale auf die Wahrnehmung einer Information zu übertragen, können Sie als Druckdienstleister auf der gesamten Klaviatur der Gestaltungsmöglichkeiten spielen und dabei auf die Wirkung der Grammatur, Papierqualität, Verarbeitung und Veredelung setzen. Mit einer mit Samt beflockten Verpackung lässt sich das Pflegeversprechen einer Gesichtscreme transportieren, und eine in Acryl gravierte Anzeige vermittelt die Präzision eines Werkzeuges. Über das Gewicht und die Textur der verwendeten Materialien oder über den Öffnungsmechanismus lassen sich bei Mailings gezielt Emotionen hervorrufen.
Bei Spezialeffekten, wie etwa Laserstanzungen, Prägungen oder Duftlacke, müssen Sie aber vorsichtig sein. Es lässt sich nur dann ein positiver Effekt erzielen, wenn die Effekte zum beworbenen Produkt passen. Kontroversielles, und selbst wenn es nur unterbewusst wahrgenommen wird, kommt bei den Empfängern gar nicht gut an. Deshalb sollten Sie solche Dinge im Vorfeld mit Ihrem Kunden testen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Wirkung der Haptik wissenschaftlich untermauert
Der Frage, warum haptische Werbung eine nachhaltigere Wirkung auf Konsumenten hat, ist die zentrale Forschungsabteilung
Media Market Insights (MMI) von
Burda Media neurowissenschaftlich auf den Grund gegangen. Getestet wurden das Aufmerksamkeitsniveau, die emotionale Aktivierung, die Relevanz der Werbeformen für die Teilnehmer („Engagement“) und die Verankerung im Langzeitgedächtnis. Die Steady
State Topography (SST) misst elektrische Veränderungen in den Gehirnregionen. Das Ergebnis spricht ganz klar für sich.
Die Aufmerksamkeitsraten bei Anzeigen mit erhabenen Oberflächen sind im Vergleich zu klassischen Printanzeigen um 52 Prozent höher. Die emotionale Wirkung im Gehirn, die besonders wichtig für die Einordnung als relevante Information ist, war sogar fast zweieinhalb Mal höher. Das führte ebenfalls zu dem Effekt, dass 30 Prozent der Testpersonen die Informationen der haptischen Anzeigen auch noch nach mehreren Tagen wiedergeben konnten. Damit wurde erstmals nachgewiesen, dass durch die haptische Wahrnehmung gedruckte Informationen mit Emotionen belegt werden und der Betrachter diese Informationen dadurch aufmerksamer wahrnimmt.
Touchpoint der Printprodukte emotionalisieren
Für die Druckbranche ist es an der Zeit, sich weg von langweiligen 08/15-Drucksachen hin zu spannenden, mit multisensorischen Features aufgewerteten Produkten zu bewegen. An dieser Stelle werfen Skeptiker dann immer wieder die höheren Kosten ein. Die sind auch höher, aber wenn die Rücklaufquote stimmt, der Vertrieb unterstützt wird und das höherer Return-on-Marketing-Investment passt, dann lässt sich auch der Mehraufwand relativ leicht rechtfertigen. Gerade bei Produkten mit einer hohen Gewinnspanne rechnen sich aufwendige Printprodukte sehr schnell.
Aber auch Online-Händler, die über keine sinnlichen Touchpoints verfügen, haben erkannt, wie wichtig Haptik ist, und setzen vermehrt auf Printmedien. Das deutsche Unternehmen Adnymics etwa erstellt für Online-Händler personalisierte Paketbeilage die den Touchpoint „Auspackmoment“ emotionalisieren und damit durchschlagende Erfolge erzielen.
In die Offensive umschalten
Die Vielfalt an Anwendungen, um haptische und wirkungsvolle Drucksachen umzusetzen, ist riesig und sie wächst weiter an. Und dabei geht es nicht nur um spezielle Bedruckstoffe oder Veredelungsformen, auch personalisierter Content und Geo-Marketing können hier Grossartiges leisten, um die Leser und Kunden Ihrer Kunden gleichermassen emotional abzuholen.
Es ist an der Zeit, dass die Druckindustrie von der Defensive in die Offensive umschaltet. Trotz der massiven Veränderungen, welche die Branche in den letzten Jahren durchgemacht hat, haben wir die Tools in der Hand, um einer multimedialen Kommunikation mit entsprechenden Braustabletten den richtigen Auftrieb zu verleihen. Vergessen Sie nicht: Haptik wird das nächste grosse Ding im Marketing.