Print wichtig beim Aufbau starker Medienmarken
Es muss uns auch klar sein, dass ohne Printerlöse bei vielen Verlagen eine qualitativ hochstehende Redaktion nicht einmal im Ansatz finanzierbar wäre. Aktuell liegen die Erlöse aus dem Digitalgeschäft in Deutschland bei rund 20 Prozent, 57 Prozent entfallen auf Print und 23 Prozent auf Sonstiges wie Konferenzen, Corporate Publishing, Bücher, DVD usw. Zahlen aus anderen europäischen Ländern zeigen ein ähnliches Bild.
Die
New York Times ist, wenn es um den Verkauf digitaler Abos geht, mit fast 2,5 Millionen Exemplaren (Q3 ’17) der absolute Branchenprimus. Vor diesem Hintergrund wurde spekuliert, wann der Verlag die Printausgabe einstellen wird. Herausgeber Arthur O. Sulzberger Jr. dazu: „Die Printausgabe der NY Times ist nach wie vor profitabel und das selbst durch die Abo- Erlöse. Deshalb wird die NY Times in absehbarer Zukunft auch als Printausgabe erscheinen.“
Die Beispiele unterstreichen die These, dass trotz der digitalen Transformation die gedruckte Zeitschrift ein elementares Geschäftsfeld für Verlage bleiben wird, um starke Medienmarken über alle Kanäle hinweg präsent zu halten. Darauf verweist auch der Hauptgeschäftsführer des Verbandes
Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) Stephan Scherzer: „Beim Aufbau von Communitys spielt Print eine zentrale Rolle als vertrauensvoller Anker der Marken.“
Es gibt immer noch ein Plus bei Neugründungen
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gaben fast zwei Drittel der Zeitschriftenverlage (62 Prozent) in der Trend-Umfrage des VDZ an, im Jahr 2017 neue Magazine, Sonderausgaben oder Specials auf den Markt bringen zu wollen. Wie in anderen Bereichen auch, haben sich in der Zeitschriftenbranche die Innovationszyklen drastisch verkürzt.
Zum Ende des ersten Quartals 2017 gab es in Deutschland insgesamt 1596 mindestens quartalsweise erscheinende Publikumszeitschriften. 2016 brachten die Verlage 87 neue Magazine auf den Markt, 53 wurden eingestellt. Bleibt also ein Plus von 34 Titeln, und im 1. Quartals 2017 gingen bereits 18 neue Magazine an den Start. Allerdings ist eine thematische Verschiebung zu erkennen. Während in den letzten Jahren Landmagazine sich über Auflagenzuwächse freuen konnten, hat
LandLust im 3. Quartal 2017 ordentlich Federn lassen müssen und ein Minus von 20 Prozent hinnehmen müssen. Verloren haben durch die Bank auch fast alle Foodmagazine. Dafür werden nun Gesundheitsmagazine zum neuen Hoffnungsträger.
Thematische Nischen liefern Chancen
Erwähnenswert ist eine Reihe von Magazinen, die einen anderen Weg einschlagen und ein sogenanntes „reverse publishing“ betreiben. Das sind Online-Angebote, die erst später auch gedruckte Magazine entwickeln. In den USA gehört beispielsweise das Tech-Magazin
Cnet dazu, in Deutschland wurde aus dem Rezepteportal „
Chefkoch“ eine Zeitschrift. Was sich deutlich verändert hat, sind die Auflagen, mit denen Verlage an den Start gehen. Die Hälfte, der in den vergangenen Jahren lancierten Periodika, findet Käufer für maximal 50‘000 Hefte. „Das Print-Geschäft wird spezifischer und hochpreisiger“, beschreibt Scherzer die Situation am Zeitschriftenmarkt.
Ein in sich geschlossenes Ökosystem
Die einzige Konstante für Print scheint auch in Zukunft die Veränderung zu sein, die aber in immer kürzeren Abständen im Portfolio umzusetzen ist. Deshalb muss die Branche noch stärker auf Innovationen setzen. Wenn das gelingt, wird Print in einer Multi-Channel-Strategie auch weiterhin einen dominierenden Platz einnehmen und ausserdem den Anker bilden, um Ökosysteme aufzubauen, in denen die einzelnen Kanäle voneinander profitieren.