Wer hätte dies gedacht? An den internationalen Buchmärkten ist ein verhaltener Optimismus zurückgekehrt. Der befürchtete Flächenbrand durch mobile Apps und E-Books ist ausgeblieben, die Verkaufszahlen haben sich stabilisiert – und in einzelnen Märkten sind sie sogar leicht steigend.
Menschen wollen als Gegenentwurf zum Digitalen etwas Haptisches, Greifbares in ihren Händen halten. Eine Studie von
Two Sides aus dem Jahr 2017 zeigt, dass 72 Prozent gerne gedruckte Bücher bevorzugen, um vom digitalen Informations-Overflow abzuschalten. Das Buch wird in einer digitalen Welt zum Lean-Back-Medium schlechthin und trägt somit wesentlich zur Entschleunigung bei.
Natürlich hat das gedruckte Buch in einzelnen Segmenten, wie etwa der Belletristik in Form von Taschenbüchern, Marktanteile eingebüsst – in den USA liegt der Anteil von E-Books am Gesamtmarkt bei 19 Prozent (2017). Allerdings entspricht dies einem Rückgang beim Verkaufsvolumen von 10 Prozent innerhalb nur eines Jahres. Was aber umso mehr erstaunt, ist, dass die Zahl an verkauften Büchern gerade in den USA 2018 um 8 Millionen auf insgesamt 695 Millionen Exemplare gestiegen ist.
Wandel die einzige Konstante
Die USA sind aber kein Einzelfall. Der deutsche Kinder- und Jugendbuchmarkt verzeichnete 2018 laut
MediaControl-Zahlen mit einem Plus von 4,4 Prozent ein ausgeprägtes Wachstum. Im Gegensatz dazu stagniert der E-Book-Anteil in Deutschland schon seit mehreren Jahren und hat sich zwischen 6 und 7 Prozent eingependelt.
Auch aus Grossbritannien kommen durchwegs positive Meldungen. Dort wuchs der Buchmarkt 2018 um 0,3 Prozent auf 191 Millionen verkaufte Exemplare, und der Umsatz stieg um 2,1 Prozent auf 1,63 Milliarden Pfund an. Zusätzlich hat die
Booksellers Association ein Wachstum bei den unabhängigen Buchhandlungen ausgemacht – ein absolut gegenläufiger Trend zur Entwicklung im Einzelhandel. Gerade wenn es um höherwertige Bücher geht, wollen die Konsumenten die Bücher vor dem Kauf in der Hand halten.
Anpassungsfähigkeit der Buchverlage
Das bedeutet aber nicht, dass das Verlagswesen zur Tagesordnung übergehen kann – der Wandel hält viel mehr an und ist, wie in vielen Branchen auch, die einzige Konstante. Neue Formen der Content-Generierung, die Zusammenarbeit zwischen Autoren, Verlagen und Lesern sowie innovative Geschäftsmodelle werden die Branche auch in Zukunft weiterhin beschäftigen.
Wobei sich die Branche nicht verstecken muss – mit einem Umsatz von 122 Milliarden Dollar (Quelle: Studie Bookmap 2017) ist der weltweite Buchmarkt dreimal so gross wie die Musikindustrie – und vor allem in Europa eine Grösse. 2017 erzielten europäische Buchverlage einen Gesamtumsatz von 22,2 Milliarden Euro (Quelle: European Book Publishing Statistics).
Bücher mit Added Value
Allgemein geht der Trend zu hochwertig ausgestatteten Büchern, denen mit besonderen Ausstattungsvarianten noch zusätzliche haptische Erlebnisse eingehaucht werden. Das Spektrum ist riesig und reicht von speziellen Bedruckstoffen bis hin zu Glanz-, Matt- oder Soft-Touch-Folien, dem digitalen Spotlack, ein- oder mehrfarbigen Heissfolienprägungen, abgerundeten Ecken an Buchblock und Decke bis hin zu Laserstanzungen und zum personalisierten Bedrucken der Schnittkanten.
«Solche Added Values sind gerade vor dem Hintergrund digitaler Konkurrenzmedien im Kampf um die Leser wichtig, vor allem dann wenn das Buch im stationären Handel verkauft wird», sagt Erik Kurtz, Geschäftsführender Gesellschafter der
Kösel GmbH & Co. KG, einem der führenden Buchproduzenten in Europa.