17.02.2022

Selective Inserting in Reinkultur

Weil Beilagen unverändert populär sind, investierte Fr. Ant. Niedermayr im bayerischen Regensburg fünf Jahre nach Inbetriebnahme des ersten FlexLiners in ein zweites Hochleistungs-Einstecksystem von Müller Martini.

«Unsere Beilagenvolumen steigen, während die Zeitfenster wegen der Aktualitätswünsche der Kunden laufend kürzer werden.» Michael Kretschmanns Antwort auf die Frage, warum Fr. Ant. Niedermayr dem 2016 installierten FlexLiner mit zwei Hauptprodukten und sechs Beilagen sowie Kartenkleber im Sommer letzten Jahres eine Zwillingsmaschine desselben Typs mit zwei Hauptprodukten und vier Beilagen hinzugesellt hat, fällt kurz und trocken aus.

Beliebte Beilage – enge Terminfenster
Warum sich Beilagen – wenn man mal von einer kurzen Delle während des Corona-Lockdowns absieht – ungebrochener Popularität erfreuen, macht der Abteilungsleiter Druckweiterverarbeitung gleich an sich selber aus. «Letztlich bin ja auch ich ein gewöhnlicher Konsument, der – wie übrigens auch meine Frau – Verkaufskationen nicht auf einem kleinen Handy, sondern in kompakter, haptischer Form auf Papier lesen will. Wochenangebote springen einem so viel besser ins Auge.»

Und was die engen Zeitfenster anbelangt, gibt Michael Kretschmann ein Beispiel: «Wir bekommen am Freitag um 14 Uhr die Daten. Ab 22 Uhr gehen die Hauptprodukte auf einen oder beide FlexLiner und werden mit den ebenfalls allesamt in unserem Haus gedruckten Beilagen bestückt. Am Dienstag, 15 Uhr, werden alle Produkte ausgeliefert.»
Spezialität des Hauses: Beilagen in Beilagen
Hauptprodukte – das sind Mantelprodukte, in die dann weitere Prospekte, Flyer oder Einzelblätter eingesteckt werden. Denn die 1801 gegründete und 240 Mitarbeitende im 7/24-Modus beschäftigende Fr. Ant. Niedermayr, die seit 2014 auch über einen Sammelhefter Primera 160 von Müller Martini verfügt, ist spezialisiert auf Beilagen in Beilagen. Diese werden in Zeitungen eingesteckt, in Briefkästen geworfen oder in Supermärkten aufgelegt. So hat beispielsweise ein Discounter 1000 Filialen, für die er das gleiche Hauptprodukt, jedoch unterschiedliche Beilagen benötigt – Selective Inserting in Reinkultur.

Dass die richtigen Beilagen ins richtige Mantelprodukt kommen, dafür sorgt das Workflow-System Connex Mailroom. «Ein ebenso komplettes wie unverzichtbares Tool, das alle Anforderungen bezüglich Steuerung und Protokollierung erfüllt», sagt Michael Kretschmann. «Vor 15 Jahren brauchten wir zum Umrüsten einen Werkzeugkasten und holten uns ölverschmierte Hände und Arme. Heute passiert das Rüsten dank Connex einfach und übersichtlich via Touchscreen. Wir können im laufenden Betrieb Anpassungen vornehmen – ohne Schraubenschlüssel.»


Michael Kretschmann (links), Leiter Druckweiterverarbeitung bei Fr. Ant. Niedermayr: «Der FlexLiner ist verlässlich, sorgt für eine ausgezeichnete Qualität der Beilagen-Sets und überzeugt mit einer hohen Flexibilität bezüglich verschiedenster Produkte.» Rechts Frank Skorna, Gebietsverkaufsleiter Müller Martini Deutschland.

Hohe Flexibilität bezüglich verschiedenster Produkte
Der dank eines optimalen Zusammenwirkens zwischen Mensch und Maschine stets mit der Maximalgeschwindigkeit von 30‘000 Takten pro Stunde laufende FlexLiner spielt gemäss Michael Kretschmann für diese Produktionsform mehrere Vorteile aus. «Er ist verlässlich, sorgt für eine ausgezeichnete Qualität der Beilagen-Sets und überzeugt mit einer hohen Flexibilität bezüglich verschiedenster Produkte – ob dies dünnes Papier, Einzelblätter mit 90-Gramm-Papier oder 32-Seiter sind.» 

Dank des zweiten Einstecksystems kann Fr. Ant. Niedermayr erstens seine zu 80 Prozent aus Deutschland sowie zu 20 Prozent aus Österreich, Frankreich, Tschechien und der Schweiz stammenden Kunden – Discounter, Baumärkte, Möbelhäuser und Elektronikgeschäfte – nun noch aktueller bedienen. Zweitens kann, nachdem zuvor auch Aufträge an externe Partner vergeben worden sind, nun alles inhouse gefertigt werden – «was zeitraubende LKW-Fahrten erspart» (Michael Kretschmann). Und drittens dient der neue FlexLiner «als angenehme Nebenerscheinung auch als Puffer, denn wir reden bei der Aktualität unserer Produktion nicht von Tagen, sondern von Stunden!»

Damit die beiden Einstecklinien jederzeit zuverlässig laufen, werden sie nach den Spitzentagen Freitag bis Dienstag jeweils von hauseigenen Technikern gewartet. Zudem greift das Regensburger Unternehmen, das an Spitzentagen 350 Tonnen Papier bedruckt, zweimal pro Jahr auf das MMServices-Programm von Müller Martini zurück.