30.06.2020 / Reto Hofer

Smart Factory meets Smart Services

Unter dem Motto «Smart Services» präsentiert Müller Martini auf der drupa mit MPower, MMRemote und dem Life Cycle Management Programm drei neue Dienstleistungen aus seiner umfangreichen Service-Palette. Ziel: Wir wollen unsere Kunden mittels intelligenter Verarbeitung von Daten und den damit verbundenen Dienstleistungen noch besser unterstützen, damit Sie effizienter produzieren können.

«Was mit Smart Factory gemeint ist, habe ich nach der Lektüre des Blogs von Trond Erik Isaksen ja verstanden – doch was sind Smart Services?», werden Sie sich vielleicht fragen.
 
Kurze und knappe Antwort: Smart Services sind Service-Dienstleistungen, die es Ihnen erlauben, Ihre Produktionsprozesse zu optimieren und damit Ihre Effizienz zu steigern.

«Aha, es geht also darum, dass ich mein Portemonnaie zücken muss», werden Sie mir nun vielleicht entgegnen. Darauf wiederum lautet meine Antwort: Natürlich will Ihre Garage mit Serviceleistungen Geld verdienen, aber Sie wollen ja auch nicht mit einem defekten Auto auf offener Strasse stehen bleiben.

MPower: die nächste (Service-)Evolution
Kernpunkt unserer neuen Smart Services ist das inskünftig für einen weit grösseren Kundenstamm zur Verfügung stehende Kundenportal MPower. Bisher fokussierte sich Müller Martini mit seinem MMServices-Programm vorwiegend auf die Maschinen – sprich Sammelhefter, Klebebinder, Buchlinien, Fadenheft- und Druckmaschinen. Das MPower-Kundenportal bietet uns die Möglichkeit, durch die gezielte Verwendung von Daten bestehende Serviceprodukte aufzuwerten oder völlig neue zu entwickeln. Wir zünden quasi die nächste (Service-)Stufe, wobei wir unsere Kunden gezielt dabei unterstützen, ihre zunehmend komplexen Prozesse zu optimieren – und schaffen so eine Win-Win-Situation .

MPower gab es zwar bisher schon, jedoch stand die Applikation nur einer eingeschränkten Anzahl von Kunden zur Verfügung. Durch die Integration der Applikation in die Cloud steigt die Zahl der potenziellen Kunden mit einem Schlag auf über 1000. So viele grafische Betriebe sind nämlich bereits auf unserem Webshop aktiv. Sie alle bekommen im Vorfeld der drupa von Müller Martini den MPower-Link. Unser klares Ziel ist es, dass bis Ende Jahr einen Grossteil aller Kunden in Europa an das neue Tool angeschlossen sein wird. Unser Endziel ist es, weltweit alle Kunden die Möglichkeit zu geben, das Kundenportal für ihre spezifischen Bedürfnisse zu nutzen und ihnen so das Leben bei der täglichen Arbeit zu erleichtern.

Was läuft optimal – und was läuft schief?
MPower befindet sich nicht mehr lokal auf der Maschine, sondern ist neu eine cloudbasierte Plattform. Mittels dieser intelligenten, standardisierten Plattform können wir die Daten, die wir von den Maschinen erhalten, verarbeiten und Ihnen mittels verschiedener Applikationen Informationen – beispielsweise über Ihre Maschine und deren Verfügbarkeit – vermitteln. Sie erhalten einen perfekten Überblick über Ihre Daten bzw. Prozesse und sehen, was bei Ihnen optimal und was schiefgelaufen ist – wie viele Stunden Ihre Maschine produziert hat, wie viel Zeit Sie fürs Einrichten gebraucht haben, wann die Maschine eingeschaltet gewesen ist und welche Störungen aufgetreten sind.

So lassen sich zusammen mit Müller Martini-Spezialisten durch gezielte Fernwartungszugriffe auch schnell die häufigsten Mängel wie Linienfehler, Sensorfehler bei der Dickenkontrolle, fehlende Buchblocks an einer Greiferposition, Positionsfehler beim Hauptantrieb oder die Gründe für die häufigsten Stopps durch den Benutzer, einen offenen Bedienstellen-Schutz oder ein nicht bereites Auslageaggregat finden. Weil wir den Service weltweit ganzheitlich sehen und von den unzähligen Inspektionen her ein grosses Know-how haben, können wir dieses Wissen einsetzen, um unseren Kunden beispielsweise bei ihrem Ersatzteile-Management noch gezielter helfen zu können. 

Der Kunde entscheidet selber, ob etwas smart ist oder nicht
Unser MPower-Kundenportal wird Sie durch die Nutzung der uns zur Verfügung stehenden Daten auch im täglichen Unterhalt noch besser unterstützen können. Mit anderen Worten: Sie werden inskünftig weniger Produktionsausfälle verzeichnen, nur weil Sie auf ein bestelltes Ersatzteil warten mussten oder die Wartung nicht rechtzeitig durchführen konnten. 

«Smart Factory meets Smart Services» lautet also das Motto. Wir glauben, dass die Maschinen smarter werden, und das sollen Sie auch auf der Service-Schiene merken – auch wenn Sie als Kunde letztlich selber entscheiden, ob etwas smart ist oder nicht.

Als Teil unseres MPower-Kundenportals erweitert Müller Martini auch sein Service-Tool MMRemote – mit dem Ziel, noch schneller reagieren und die Performance Ihrer Produktionssysteme erhöhen zu können. Via MMRemote verlinken wir unsere Systeme und Spezialisten noch näher mit denjenigen der Kunden und nutzen diese Transparenz, um den Nutzen unserer Dienstleistungen noch weiter zu erhöhen. So wachsen unsere Kunden und Müller Martini näher zusammen. 

Neues Life Cycle Management Programm: ein strukturiertes Serviceangebot
Neben M-Power und MMRemote präsentiert Müller Martini auf der drupa als dritte Service-Innovation das neue Life Cycle Management Programm. Dieses strukturiert das Serviceangebot für die immer älter werdende Maschinenbasis – und Müller Martini-Systeme sind bekanntlich sehr langlebig – übersichtlich in vier Kategorien. 
 
  • Active: Maschinen mit aktivem Status, die in Serie hergestellt und aktiv vermarktet werden.
  • Secured: Die Serienproduktion dieser Maschinen wurde eingestellt. Spezifische Ausbauten sowie Updates, Upgrades und Retrofits sind als Funktionserweiterung oder Ersatz für obsolete Komponenten jedoch weiterhin erhältlich, und es wird das gesamte Portfolio der MMServices-Dienstleistungen angeboten.
  • Limited: Für diese Maschinen stehen nur noch ausgewählte Updates, Upgrades und Retrofits zur Verfügung. MMServices-Dienstleistungen können lediglich in reduziertem Umfang angeboten werden.
  • Obsolete: In diesem Status läuft das Angebot an MMServices-Dienstleistungen aus. Auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist nicht mehr gewährleistet. Um weiterhin zuverlässig produzieren zu können, ist die Investition in eine neue Maschine unerlässlich.

Lassen Sie Ihre Maschine beurteilen!
Die Status-Einteilung – die für Ersatzteile, Serviceleistungen, Ausbauten, Upgrades und Retrofits gilt – erfolgt prinzipiell nach Maschinentyp, teilweise jedoch auch nach Alter. Oberstes Ziel ist ein optimaler Service für jede Phase der Maschine. Für Sie als unsere Kunden liegt der grösste Nutzen darin, dass Sie genau wissen, wie es um Ihre Maschinen steht. Wir von Müller Martini wiederum wissen sofort, was wir Ihnen antworten müssen, wenn Sie ein Problem haben.

Viele Maschinen verändern sich im Laufe der Zeit, sie werden angepasst oder neu konfiguriert. Daher ist es für Müller Martini oft schwierig bis unmöglich, eine komplette Linie einer der vier Life-Cycle-Kategorien zuzuordnen. Wir empfehlen Ihnen deshalb eine Beurteilung Ihrer Maschine durch unsere Spezialisten. Basierend auf einem Life-Cycle-Bericht können wir Ihnen anschliessend genau sagen, welche MMServices-Dienstleistungen für Sie möglich und welche Serviceprodukte für Ihr Geschäft sinnvoll sind. Das garantiert Ihnen einen langfristigen und wirtschaftlichen Betrieb Ihrer Anlage und einen hohen Investitionsschutz. 

Das Ausfallrisiko steigt, je älter eine Maschine ist 
Die Erweiterung unseres Serviceangebots liegt ganz auf der Linie der von Müller Martini auf der letzten drupa lancierten Finishing 4.0-Philiposophie. Dabei steht für uns immer der Kundennutzen im Vordergrund. Weil eine hohe Performance über alles geht und es permanent neue Business-Modelle gibt, bin ich überzeugt, dass das Thema Service in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Schlagworte wie Cloud, Predictive Maintenance und Big Data drängen auch in den Servicebereich vor. Das setzt natürlich Transparenz auf beiden Seiten voraus – wir von Müller Martini sind jedenfalls bereit. 


Die zentrale Frage lautet dabei stets: Wie können wir unsere Kunden – deren Hauptsorgen der hohe Kostendruck, eine hohe Verfügbarkeit ihrer Produktionssysteme und die schnelle Lieferung von Ersatzteilen sind – noch besser (sprich: vorbeugend) unterstützen, bevor ihre Anlage stillsteht und sie damit viel Geld verlieren. Akzentuiert wird diese Thematik, weil auf der ganzen Welt viele ältere Maschinen im Einsatz stehen. Denn das Ausfallrisiko steigt natürlich, je älter eine Maschine ist. Kommt hinzu, dass insbesondere die Steuerungen einem eigenen Lebenszyklus unterliegen und irgendwann von unseren Lieferanten nicht mehr verfügbar sind (siehe unseren Blog vom 3. September 2019).

Erst skeptisch, dann begeistert
Trotzdem braucht es – wenn ich Ihnen gegenüber so offen sein darf – nicht selten einige Überzeugungsarbeit. So wollte beispielsweise ein langjähriger Kolbus-Kunde mit einem älteren KM-Klebebinder partout nichts mit Müller Martini zu tun haben. Er stand unserem MMServices-Programm ziemlich negativ gegenüber – nicht zuletzt auch deshalb, weil wir deutlich teurer sind als Kolbus vor der Übernahme des Klebebinder- und Buchlinien-Geschäfts durch Müller Martini. Nach ein paar Monaten konnten wir den Kunden mit einem Rabatt-Angebot trotzdem überzeugen, probehalber für ein Jahr einen Remote Line Plus-Vertrag (24/7-Fernwartungszugang) abzuschliessen. Weil er gesehen hat, dass wir erfüllen, was wir ihm versprochen haben, ist er mittlerweile so zufrieden mit Müller Martini, dass wir aktuell gar über einen Wartungsvertrag mit einem dreimal umfangreicheren Kostenrahmen sprechen. Beim Wartungsvertrag schauen einmal im Jahr Müller Martini-Techniker beim Kunden vorbei und revidieren die Maschine mit einem Gesamtaufwand von sechs Manntagen. 

Oder ein anderes Beispiel: Ein langjähriger Müller Martini-Kunde lässt seine fünf älteren Sammelhefter-Modelle seit neustem regelmässig von unseren Spezialisten warten. Resultat: Innerhalb kürzester Zeit hat er die Verfügbarkeit seines Maschinenparks deutlich erhöht. 

Auch wenn vorwiegend ältere Maschinen im Servicefokus stehen, stelle ich in der grafischen Branche doch einen interessanten Trend fest. Wenn heutzutage immer mehr Betriebe die proaktive Minimierung des Ausfallrisikos mittels Serviceleistungen als Chance und nicht nur als Kostenfaktor sehen, ist dies nicht zuletzt eine Folge neuer Geschäftsmodelle und neuer (digitaler) Produktionsprozesse. Denn Digitalanwender sind wesentlich affiner für Serviceleistungen, werden oft von einer neuen Generation von Managern geführt und sind deshalb vor allem bei Wartungs-/Service-Verträgen die eigentlichen Treiber in Sachen Service. 


Ihr
Reto Hofer
Program Manager MMServices – Global Service Business


Lesen Sie zum Thema MMServices auch den Blog vom 9. Juni. In diesem erläutert Ihnen der Müller Martini-Serviceexperte Patrick Treyer, warum Sie beim Ausbau oder Umbau eines Sammelhefters Bravo, eines Klebebinder Acoro, einer Buchlinie Diamant, einer Fadenheftmaschine Ventura oder einer Druckmaschine Concept besser auf Original-Teile und Original-Manpower von Müller Martini vertrauen.