10.03.2020 / Knud Wassermann

Print macht stark

Print macht stark… …und die Hubert Burda Media Gruppe macht sich im Rahmen einer Kampagne stark für Print. Wobei Print als Synonym für hochwertigen Journalismus steht, der seinen Weg zu den Menschen in der heutigen Zeit digital, live oder gedruckt findet.

Die Wurzeln von Burda liegen ganz klar im Printbereich. Journalistische Inhalte bilden das Fundament und den Ausgangspunkt der heutigen multimedialen Wertschöpfung des Unternehmens. Deshalb versteht man sich als «Tech und Media Company» und unterstreicht damit auch die Veränderungen, denen man sich in den letzten Jahren gestellt hat. 

Philipp Welte, Vorstand Mediamarken National, zu den Beweggründen der Kampagne Print macht stark : «In den Redaktionen der Verlage in Deutschland leisten Tausende von Journalisten einen unersetzlichen Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft, zur Freiheit der Meinungen und der Umsetzung unterschiedlichsten Lebensentwürfe. Ihre Arbeit ist ein Fundament unserer pluralistischen Demokratie.»

Promis unterstützen Kampagne
Für die Kampagne konnten zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft gewonnen werden. Darunter etwa der Präsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Schäuble, der versichert, dass die Einordnung von Informationen sowie fundierte Recherchen immer wichtiger werden. «Die Demokratie braucht verantwortlichen Journalismus!» 

 


Die deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin Caroline Link betont in diesem Zusammenhang, dass die Basis einer Demokratie die Pflicht und die Einsicht sei, sich umfassend zu informieren. Umfassend bedeute hier auch, die Standpunkte der anderen Seite zu kennen. Der deutsche Schauspieler Florian David Fitz wiederum stellt klar, dass die Welt kein Tweet sei. An dieser Stelle denkt man unweigerlich an einen Präsidenten, der die immer komplexer werdende Welt auf 150 Buchstaben reduzieren möchte.

Raus aus den medialen Echokammern
Philipp Welte kommt auch nicht an dem Thema «Social Media» vorbei: «Wir alle wissen, dass soziale Medien Echokammern für Lügen und Halbwahrheiten sind.» Das Problem dahinter sei, dass in den USA heute schon 39 Prozent der Menschen Facebook als Nachrichtenquelle nutzen – in Deutschland sind es bereits 25 Prozent. Dem müsse man etwas entgegenstellen, betont der Burda-Vorstand und will mit der Kampagne die Menschen wachrütteln. 

Im Rahmen des Paragraphen 1 des Pressekodexes verpflichten sich Redakteure, die Menschrechte einzuhalten und wahrheitsgetreu zu berichten. «Damit sind wir Verlage der wertegebundene Gegenentwurf zu der Flut an manipulativen Inhalten und Halbwahrheiten, die aus dem Netz auf die Menschen einströmen», bringt es Philipp Welte auf den Punkt. Facebook lehnt es ja bekanntlich ab, irgendeine Verantwortung für die Inhalte auf seiner Plattform zu übernehmen. 

Wirksamer Schutz gegen den Virenstrom 
Auch zahlreiche Medienschaffende ergreifen das Wort und gleichzeitig werden ambitionierte Medienprojekte vorgestellt. So beschreibt Jan Fleischhauer, Kolumnist beim «Focus Magazin», das Besondere am Medium Print: «Ein Text sieht gedruckt einfach besser aus. Gegen eine schön gestaltete Doppelseite kommt kein Online-Angebot der Welt an.» 

Ausserdem wirken aus der Sicht des Kolumnisten Menschen, die morgens in der U-Bahn eine Zeitung oder Zeitschrift lesen, weltgewandter als jene, die angestrengt auf ihren Handy-Bildschirm starren. Und als wirksamen Schutz gegen den Virenstrom des schwervergrippten, niesenden Gegenüber, empfiehlt er einfach, die Zeitung hochzuhalten. 

Kein Entweder-oder bei der Mediennutzung
Simon Peter, Chefredakteur von Blue Ocean, zeigt trotz der digitalen Revolution, die sich auch in Kinderzimmern breit gemacht hat, das Potenzial von Kinderzeitschriften auf. Blue Ocean verlegt mittlerweile 60 regelmässig erscheinende Magazine, die von Mädchen und Jungen geliebt werden. 2019 wurden 44 Millionen Magazine gedruckt. 

«Für Kinder gibt es bei der Mediennutzung kein Entweder-oder, es gilt ein Sowohl-als-auch. Wenn Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ein Thema interessiert, konsumieren sie jeden Schnipsel», fasst der Chefredakteur seine Erfahrungen zusammen. So unterschiedlich die einzelnen Aussagen sind: Sie eint die Überzeugung, dass journalistische Arbeit als belastbare, vertrauenswürdige Informationsquelle absolut notwendig ist.

Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Welt der Verlage steht schon seit längerer Zeit vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen, so Philipp Welte. Journalismus ist wichtiger denn je, ihn unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu finanzieren aber sehr herausfordernd. Noch in den 90er-Jahren hatten die Verlage den Werbemarkt weitgehend dominiert – inzwischen spielen sie nur noch eine untergeordnete Rolle. Das Werbegeschäft gerät zunehmend in die Hände der Internet-Giganten. 

Allein Amazon erzielte 2019 in Deutschland einen Netto-Werbeumsatz von 1,9 Milliarden Euro – das ist mehr als doppelt so viel wie alle fast 2000 deutschen Publikumszeitschriften zusammen. In diesem Umfeld gilt es, Menschen von der Bedeutung von Print zu überzeugen. Die Verlagsbranche muss um ihre Zukunft kämpfen – und das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch um die liberale Demokratie zu erhalten. 

Blicke hinter die Kulissen der journalistischen Arbeit
Für die Inhalte der Kampagne wurde eine Landingpage eingerichtet. Hier gibt es spannende Ansichten von gestandenen wie jungen Journalisten, Blicke hinter die Kulissen der journalistischen Arbeit und Zahlen und Fakten über Print. Aus diesem Grund versucht die Kampagne, für die Gesamtheit der Verlage zu sprechen und verzichtet auf einen direkten Hinweis auf den Initiator. 

Die Kampagne von Hubert Burda Media ist inspirierend und sollte in der einen oder anderen Form ihre Nachahmer finden, die ebenso die Stärken von Print selbstbewusst darstellen und kommunizieren.


Ihr
Knud Wassermann, Chefredaktor «Graphische Revue»