Heute ist ein Buch nicht mehr «nur» ein Buch: Noch vor Jahren gab es fast ausschliesslich Hardcover mit oder ohne (Schutz-) Umschlag und Softcover mit gewöhnlichem vierseitigem Umschlag – doch diese Zeiten sind natürlich längst passé.
Immer wieder stellen sich Verlagshersteller die entscheidende Frage, ob das nächste Buch ein Hardcover oder ein Softcover bzw. sogar beides werden sollte. Verlagswerbung und Auszeichnungen, Inhaltsangaben, Autorenporträts und ähnliche Informationen gilt es möglichst auf den ersten Blick gut sichtbar unterzubringen. Dafür findet sich auf dem Umschlag von Klappenbroschuren oder auf dem (Schutz-) Umschlag von Hardcover-Büchern, auf Banderolen und Bauchbinden genug Raum. Innovative Entwicklungen werden von Maschinenherstellern wie
Müller Martini als auch von Buchbinderei-Experten vorangetrieben. Völlig unabhängig davon wie sich der Verlag letztendlich entscheidet – industrielle Druck-Dienstleister profitieren hinsichtlich des Fertigungsaufwandes von diesen Entwicklungen.
Aufwertung dank Ausstattung
Natürlich ist die Produktion von Büchern grundsätzlich eine Preisfrage: Hardcover sind eben preisintensiver und wirken hochwertiger, Softcover sind günstiger und wirken funktionaler. Dennoch: Es kommt immer auf die verwendeten Materialien, die gewählte Ausstattung und die eingesetzten Technologien an. Es ist bekannt, dass der Materialeinsatz mitunter mehr als 50 Prozent der Produktionskosten ausmacht. Inzwischen gelingt es einigen Druckereien und Buchbindereien, so genannte „Flexcover“ als Alternative zu vermarkten. Auch hier ist es nicht wichtig, wie die vermeintliche Produktinnovation zwischen Hardcover und Softcover heisst, es wird einfach eine stärkere Kartongrammatur für die Buchdecke eingesetzt.
Erfolgreich sind Bücher und Broschuren vor allem dann, wenn Inhalte, Typografie, Veredelung, Ausstattung und Format eine Einheit bilden; beispielsweise werden Vorsatz und Nachsatz, Typografieelemente, Kapitalband und Lesebändchen im einheitlichen Farbton publiziert. Sofern Verlagshersteller dieses Prinzip befolgen, machen sie kaum etwas falsch. Zudem gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, mit denen sich Bücher und Broschuren hinsichtlich der Ausstattung in den Prozessen der Weiterverarbeitung aufwerten lassen.
«Eyecatcher» am «Point of Sale»
Mithilfe einzelner Bogenteile aus verschiedenen, auch ganz andersfarbigen Papiersorten können bestimmte Inhalte wie Fotoseiten innerhalb eines Buches hervorgehoben werden. Keine Edition ohne originellen Bucheinband fällt im Ladengeschäft auf; dank Veredelungen wie Kaschierungen oder Lackierungen sind Bücher heute „Eyecatcher“ am „Point of Sale“. Sowohl kreisrunde Aufkleber in Signalfarben als auch transparente oder farbenfrohe Bauchbinden bzw. Banderolen auf dem Front-Cover können weitere Informationen des Verlags vermitteln. Besonders in der Belletristik, inzwischen auch darüber hinaus, gibt es Bucheinbände einzelner Titel und ganzer Buchreihen mit direkt bedrucktem und geprägtem Ganzleinen. Farbschnitt mit mehrfarbigen Motiven und Halbtonbildern erlebt wieder eine Renaissance. Exklusive Editionen und mehrteilige Publikationen oder Buchreihen werden manchmal mit passenden Kassetten und Schubern präsentiert, sicher aufbewahrt und solide geschützt.
Gewachsener Gebrauchswert
Hardcover werden mit (Schutz-) Umschlägen vor Gebrauchsspuren und Umwelteinflüssen bewahrt und offerieren mit den Umschlagklappen auch genügend Platz für Information. Selbst eine Layflat-Klebebindung erhöht zweifelsohne den Gebrauchswert des Buches – jedoch liefert auch ein Buch mit Drahtkammbindung oder Fadenheftung denselben Effekt. Zusehends werden runde anstelle von geraden Buchrücken sowie abgerundete Ecken der Buchdecke bevorzugt; damit liegt das Hardcover-Buch angenehmer in der Hand. Meistens enthalten Hardcover ein eigenes, im Buchblock integriertes (manchmal mehrere) Lesebändchen; demnach lässt sich auf ein beigefügtes Lesezeichen verzichten.
Ausklappen, Aufblättern, Umschlagen, Umblättern – oftmals wird auch mit diesen Begriffen die Lektüre eines Buches beschrieben. Bekanntlich gibt es mit der Klappenbroschur eine Alternative zum beigefügtes Lesezeichen oder integrierten Lesebändchen. Diverse Buchtitel überzeugen die Leserschaft mit der praktischen Aufmachung und Handhabung und vereinfachen mitunter sogar die beliebte Lektüre. Besteht doch ein klarer Vorteil: Für die Lektüre einer Klappenbroschur, die man wie jedes andere Buch zwischen zwei beliebigen Seiten aufschlägt und zuschlägt, werden eben die Klappen verwendet.
Frank Baier
Chefredaktion bindereport