09.06.2020 / Patrick Treyer

Auf das Original kommt es an

Wer bei seinem Sammelhefter Bravo, Klebebinder Acoro, seiner Buchlinie Diamant, Fadenheftmaschine Ventura oder Druckmaschine Concept etwas ausbauen oder umbauen will, tut gut daran, auf Original-Teile und Original-Manpower von Müller Martini zu vertrauen. Denn nur so können Sie und wir sichergehen, dass nach einem Ausbau oder Retrofit alles funktioniert.

Etwas vereinfacht gesagt, unterscheiden wir drei Kategorien von Aus- und Umbauten.
Kategorie 1: Der Einbau ist durch den Kunden selber möglich. Dies trifft bei einfach auszutauschenden Teilen oder geänderten Wechselteilen zu.
Kategorie 2: Der Einbau kann von lokalen Müller Martini-Technikern vorgenommen werden. Das sind einfachere Umbauten – wie beispielsweise ein Schlitten-Vorsattel in einer Fadenheftmaschine.
Kategorie 3: Der Einbau muss zwingend von einem Techniker aus dem Müller Martini-Werk vorgenommen werden. Dies ist insbesondere bei komplexen Eingriffen, für die spezielles Know-how und Werkzeuge benötigt werden, der Fall. Wird ein solcher Aus- oder Umbau nicht von einem Werkstechniker durchgeführt, drohen Einstell- und Montagefehler. Das wiederum kann zu Beschädigungen an der Maschine führen und hohe Reparaturkosten verursachen.

Software: der Schlüssel für den Erfolg
Neben diesen drei Kategorien unterscheiden wir Servicespezialisten auch zwischen Eingriffen in die Software und in die Hardware. Lassen Sie mich zuerst das Thema Software etwas detaillierter beleuchten.

Der komplette Ersatz und Retrofits von Maschinensteuerungen sind äusserst komplex. Deshalb werden Änderungen bei Steuerungen praktisch immer von Spezialisten aus dem Müller Martini-Werk vorgenommen. Sie stellen beispielsweise vorgängig sicher, ob alle Achsen gut fahrbar sind. Denn nur so kann man eine Maschine nach dem Retrofit wieder referenzieren. Deshalb ist stets ein Elektriker von Müller Martini dabei, der die Maschine gut kennt.

Der Austausch der Steuerung, des Bedienterminals oder des Frequenzumrichters einer älteren Maschine drängt sich dann auf, wenn für eine bestehende Steuerung keine Ersatzteile mehr lieferbar sind. Dabei bringt ein rechtzeitig geplanter Austausch zwei Hauptvorteile. Er reduziert die Stillstandzeit Ihrer Maschine auf meistens ein bis drei planbare Tage. Und nach dem Austausch kann Ihre Maschine mit markant höherer Produktionssicherheit weiterbetrieben und ihre Lebensdauer verlängert werden. Bei einem reaktiven Ersatz der Steuerung als Folge eines Schadenfalls droht Ihnen hingegen wegen der Komplexität der Bereitstellung von Material und Personal ein Stillstand von mehreren Wochen.

Die Maschine wird gleich vor Ort getestet
Einfach zu wechselnde Teile – wie etwa einen Frequenzumrichter – liefert unser Werk meist fertig programmiert aus. Komplexere Prozesse wie beispielsweise der Ersatz des Kontrollterminals sowie der kompletten Steuerung eines älteren Sammelhefters von B&R 2005 auf B&R X20 (lesen Sie dazu den Müller Martini-Blog von Stefan Kocher vom vergangenen September), der Austausch des Steuerungspanels IPC 5000 durch ein Panel PC 2100 mit modernster Touchscreen-Funktion bei älteren Baujahren eines Hochleistungs-Klebebinders Corona oder auch Steuerungs-Retrofits von Druckmaschinen (siehe den Müller Martini-Blog von Marcus Stich vom letzten Oktober) benötigen oft vor Ort leichte Anpassungen, die von Werkspezialisten direkt beim Kunden ausgeführt werden. Zusätzlich werden die Maschinen mit der neuen Steuerung und neuem Bedienpanel gleich vor Ort getestet und zur Produktion freigegeben.

Ein Freelance-Servicetechniker kann zwar auf dem Markt gewisse Hardware (gebraucht oder neu) kaufen, nicht aber die Software. Denn Müller Martini ist Inhaber des geistigen Eigentums der Software, dem Schlüssel für den erfolgreichen Betrieb einer Maschine, und stellt diese Dritten nicht zur Verfügung. Wir updaten oder ersetzen diese selber vor Auslieferung oder direkt vor Ort beim Kunden. Zudem können unsere Spezialisten vor Ort selber Anpassungen in der Software vornehmen, so dass die Maschine schnellstmöglich wieder in Betrieb genommen werden kann. Ich habe in meiner langjährigen Laufbahn die Erfahrung gemacht, dass die bewährte Philosophie «first time right» («mach es gleich am Anfang richtig») für die Kunden immer am günstigsten kommt.

Hardware: erst prüfen… 
Nun zur Hardware – und dazu eine einleitende Anmerkung. Eine Maschine sollte im Sinne eines Investitionsschutz-Programms mindestens alle drei Jahre einer gründlichen mechanischen und elektrischen Inspektion unterzogen werden. Die Inspektion umfasst die standardisierte Prüfung einer Müller Martini-Anlage durch einen zertifizierten Servicetechniker. Müller Martini hat hierfür eine eigene Software und einen eigenen Prozessstandard entwickelt. Bestens ausgebildete Servicetechniker kontrollieren alle sicherheits-, qualitäts- und leistungsrelevanten Aspekte Ihrer Anlage sowie sämtliche Maschinenfunktionen.

Müller Martini bietet solche Inspektionen seit Jahren im Rahmen seines umfassenden MMServices-Programms an, das unter anderem auch vorbeugende Wartungsverträge und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Schulungsprogramme beinhaltet. Diese sichern damit eine hohe Produktivität, Qualität und Wertschöpfung, optimieren Ihre Betriebs- und Investitionskosten, und steigern die Profitabilität Ihrer Anlagen.

Zwingend angebracht ist eine Inspektion insbesondere vor grösseren Ausbauten oder Retrofits. Denn nur so können wir sicherstellen, dass sich eine von Müller Martini ausgelieferte Maschine immer noch im Originalzustand gemäss unserer Dokumentation befindet. Stellen wir fest, dass dem nicht so ist, müssen wir die Maschine erst umbauen oder die Ausbauten und Retrofits vor der Auslieferung entsprechend anpassen. 

…dann retrofitten
Auch für die Hardware gilt – und zwar sowohl bezüglich Teilen als auch Manpower – der Grundsatz «Auf das Original kommt es an». Müller Martini-Teile passen garantiert immer, und sie entsprechen unserem hohen Qualitätsstandard. So weisen zum Beispiel die äusserst diffizil reagierenden Haken- und Nähnadeln unserer beiden Fadenheftmaschinen Ventura MC 160 und Ventura MC 200 eine spezielle Legierung und Beschichtung sowie einen exakt auf die Anwendung bezogenen Härtegrad auf. Werden fremde Nadeln mit abweichenden Eigenschaften verwendet (und ich gestehe Ihnen offen: selbst für unsere Spezialisten ist es manchmal schwierig, diese von den Originalen zu unterscheiden), kann das die Produktion empfindlich stören und erheblichen Schaden verursachen.

Wenn «Piraten»-Teile verwendet werden, erschwert dies oft die Analyse eines Schadens. So beklagte sich neulich ein Sammelhefter-Kunde bei uns, weil sein Umbieger im Heftkopf dauernd kaputtging. Als unsere Spezialisten (Original-Manpower!) sich das vor Ort genauer anschauten, stellten sie fest, dass der Umbieger gar nicht von Müller Martini stammte.

Wenn Asir 3 schon vorhanden, aber deaktiviert ist
Oder ein anderes Beispiel: Ein Weiterverarbeiter kaufte auf dem Secondhand-Markt einen Müller Martini-Sammelhefter. Danach rief er uns an, weil er die Bogenartenkontrolle Asir 3 einbauen wollte. Meine Kollegen schauten beim Kunden vorbei und stellten erstaunt fest, dass Asir 3 schon eingebaut, aber nicht mehr funktionsbereit aktiviert war…

A propos Asir 3 in Sammelheftern: Diesbezüglich erleben wir in drei von vier Fällen – insbesondere bei Occasions-Maschinen – eine Überraschung. Typische Abweichungen sind:
► veränderte Maschinen- und Anlegerkonfiguration
► eingebaute Systeme und Ersatzteile von Drittlieferanten
► vom Kunden an der Maschine vorgenommene Anpassungen.

Damit nach dem Retrofit alles funktioniert
Den Zustand einer Anlage genau zu kennen, ist auch bei PUR-Nachrüstungen in Klebebindern wichtig. Nicht selten kommt es nämlich vor, dass an einer Softcover-Linie mal was umgebaut wurde, ohne dass wir – und gelegentlich auch ohne dass unsere Kunden – Kenntnis davon haben, weil es schlicht und einfach nicht dokumentiert worden ist.

Deswegen wollen wir mittels einer Inspektion immer genau wissen, in welchem Zustand eine Maschine ist und ob es Abweichungen der aktuellen Maschinenkonfiguration gegenüber dem ursprünglichen Lieferumfang gibt. Denn nur so können Sie und wir sichergehen, dass nach einem Retrofit alles funktioniert. Dann sind Sie als Kunde zufrieden, und Müller Martini wird seiner Reputation als Premium-Hersteller von Systemen für die grafische Industrie gerecht.


Ihr
Patrick Treyer
Programm Manager MMServices