28.04.2020 / Deborah Corn

Ein bisschen mehr an mich selbst glauben

Die Druckindustrie ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Am beeindruckendsten ist ihre Langlebigkeit. Grosse Imperien wurden durch einfache, aber innovative Veränderungen in die Knie gezwungen, doch die grafische Branche hält dem Wandel auch im Zeitalter von Smartphones und Social Media wacker stand. Dennoch: Parallel zur Weiterentwicklung der Drucktechnologie muss sich auch das Gesicht der Branche (weiter) wandeln. Die Printindustrie muss einen Schritt weitergehen, wenn es darum geht, Frauen zu ermutigen, einen erfolgreichen Karriereweg zu beschreiten und Führungsleitern zu erklimmen.

Stark zu werden, beginnt damit, sich selbst vertreten zu sehen. Hier kommen Organisationen für Frauen in der Printindustrie ins Spiel. Diese bieten Frauen erstaunliche Chancen in allen Phasen ihrer Karriere: durch Mentoring, Networking und die Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft zu sein, sich über Geschäftsstrategien und Erkenntnisse hinsichtlich Führungsqualitäten auszutauschen sowie Herausforderungen, Erfolge und Ziele mit Gleichgesinnten zu diskutieren. 

Zum Glück bin ich mit dieser Mission nicht allein 

Meine Organisation Girls Who Print wurde von Mary Beth Smith 2009 als LinkedIn-Gruppe gegründet. Seit 2011 helfe ich anderen Frauen in der Printindustrie mit Informationen, Ressourcen und Know-how-Austausch, wobei der Schwerpunkt meiner Arbeit auf dem Aufbau von Netzwerken liegt. Diese umfassen inzwischen mehr als 6000 Mitglieder weltweit. Ich bin sehr stolz auf Girls Who Print und auf das, was sie repräsentieren – insbesondere auf junge Frauen, die in die Branche einsteigen.

Zum Glück bin ich mit dieser Mission nicht allein. Frauen in der Printindustrie rund um den Globus folgen dem Ruf und übernehmen ebenfalls Führungsverantwortung. Ich habe mich an zwei herausragende Organisationen gewandt und sie zu ihrer Arbeit befragt. Und ich war am Austausch von Branchentipps mit ihnen interessiert. 




Women in Print UK
Die jüngste Organisation, die Frauen in unserer Branche unterstützt, heisst Women in Print UK. Sie wurde von Rosie Whitelock von Bonacia Ltd. gegründet. Rosie Whitelock (siehe Foto oben, zusammen mit ihrem Ehemann Carl Whitelock, Produktionsleiter bei Bonacia, und David McGinlay, Verkaufsleiter bei Müller Martini Grossbritannien) war sozusagen für eine Karriere in der Printindustrie prädestiniert, da sie dank ihres Familienunternehmens in dieser Branche aufgewachsen war. Sie hat das Gefühl, dass es die Branche war, die sie auserkoren hat, und glaubt, dass sie schon immer dazu bestimmt war, Bonacia zu führen. Und so ist auch sie selbst dazu prädestiniert, andere Frauen in der Branche zu ermutigen, sich zu profilieren. 

«Wir gründeten Women in Print UK Ende 2018, als in der Branche die jährlichen Auszeichnungen vergeben wurden. Nachdem ich diese Preisvergabe-Events besucht und die damit zusammenhängenden Berichte sowie Fachartikel gelesen hatte, stellte ich fest, dass die Branche stark von Männern dominiert war», sagt Rosie Whitelock. «Also beschlossen wir, eine Gruppe zu gründen, in der sich Frauen im Printmedien-Bereich zusammenfinden und sich gegenseitig unterstützen können. Wir würden uns wünschen, dass noch mehr Frauen bei Branchenveranstaltungen und in den dazugehörigen Fachpublikationen erscheinen. Bisher haben wir zwei Netzwerkveranstaltungen durchgeführt und den ersten Women in Print UK Award verliehen. Diese Veranstaltungen haben Frauen zusammengebracht, und wir bauen so ein unterstützendes Netzwerk auf.»

Rosie Whitelocks Glaube an die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter(innen) ist eine wichtige Facette ihres Führungsstils. «Ich pflege einen ziemlich entspannten Führungsstil und gewähre den Mitarbeiter(inne)n gerne so viel Autonomie wie möglich. Das funktioniert bei den meisten wirklich gut, kann aber für diejenigen, die nicht wirklich motiviert sind, schwierig sein.» Welchen Rat würde sie als Leiterin einer Organisation für Frauen in der Printindustrie und Fürsprecherin der nächsten Frauengeneration in dieser Branche, quasi ihrem «jüngeren Ich» mit auf den Weg geben? «Ein bisschen mehr an mich selbst glauben. Selbstzweifel waren über die Jahre mein Hemmschuh, und ich hätte schon früher mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten haben sollen.»

Women in Print Australia
Auf der gegenüberliegenden Seite des Erdballs leitet Natalie Taylor, National Sales Director bei der IVE Group, das New South Wales Chapter von Women in Print Australia. Natalie Taylor wurde für die australische Organisation tätig, nachdem man sie zur Teilnahme an einer Podiumsdiskussion bei einer Veranstaltung von Women in Print Australia eingeladen hatte. «Es ist so fruchtbar, Teil einer Gruppe zu sein, die Frauen unterstützt, ermutigt und motiviert. Wir treffen uns einmal im Jahr und planen unsere Veranstaltungen, fassen potenzielle Hauptreferent(inn)en für das kommende Jahr ins Auge und definieren die Schwerpunktthemen, die für die Weiterbildung unserer Mitglieder wichtig sind. Das können zum Beispiel der Aufbau einer eigenen Marke, professionelle Gesprächs- oder Verhandlungsführung, mehr Selbstvertrauen und Belastbarkeit sein – alles Themen, die beim Publikum gut ankommen. Wir sind so begeistert, dass wir diese Veranstaltungen hier durchführen können, und es ist mir eine Ehre, daran teilzuhaben.»

Wie Rosie Whitelock fühlt sich auch Natalie Taylor von der Branche sozusagen auserkoren. Neue Printmagazine zu konzipieren und zu lancieren, war eine persönliche Leidenschaft, die es ihr ermöglicht hat, «zu suchen, zu finden und zu träumen». Von ihrem Praktikum bei einer Lokalzeitung bis zu ihrer Ausbildung in der grafischen Druckvorstufe ist der Rest Geschichte. «Ich war süchtig nach der Printindustrie und habe nie zurückgeblickt!» 

Frauen haben mehr Einfühlungsvermögen, wenn es um Kommunikation geht
Wenn es um Führungsaufgaben geht, hält Natalie Taylor die unterschiedlichen Management-Ansätze von Frauen für vorteilhaft. «Ich denke, Frauen beweisen mehr Einfühlungsvermögen in ihrer Kommunikation. Ich bin eine gute Zuhörerin und besitze eine starke Intuition sowie Einfühlungsvermögen. Ich lasse die Leute reden und ermutige sie, ihre Ansichten und Meinungen zu teilen. Ich denke, es ist entscheidend, in Teams über einen sicheren Raum zu verfügen, in dem man sich austauschen kann. Vertrauen ist für meinen Führungsstil wirklich essenziell. Es fliesst in beide Richtungen: Sowohl das Team als auch ich müssen gegenseitiges Vertrauen haben, und falls dieses Vertrauen verloren ginge, wäre es wirklich schwer, es zurückzugewinnen.»

Wenn Natalie Taylor das Rad der Zeit zurückdrehen und ihrem «jüngeren Ich» einen Ratschlag mit auf den Weg geben könnte, wie es zügig seine Karriere vorantreiben und sich für den beruflichen Aufstieg einsetzen könnte, würde sie Folgendes sagen: «Sagen Sie ja zu sich selbst und nehmen Sie Ihr Berufsleben selbst in die Hand, statt abzuwarten, dass man Sie fragt. Ich glaube fest daran, dass man Chancen und Gelegenheiten, die man sich wünscht, aktiv schaffen kann.»

Der erste Schritt ist nur einen Klick entfernt
Und was meine persönlichen Ratschläge für ein «jüngeres Ich» betrifft: Nutzen Sie Weiterbildungsprogramme. Weiterbildungsangebote verschiedenster Werbeagenturen gab es bereits damals, als ich anfing zu arbeiten. Doch da ich seinerzeit direkt vom College kam, war das Letzte, was ich mir wünschte, erneut die Schulbank zu drücken. Rückblickend glaube ich jedoch, dass das eine verpasste Chance war.

In diesem Blog finden Sie zwar bereits einige gute Ratschläge, doch es gibt noch mehr Unterstützung, wenn man danach sucht. Im Internet finden Sie bewährte Netzwerke mit weiblichen Führungskräften und Mentorinnen, die bereit sind, Sie in Ihrer Karriere voranzubringen, Ideen und Wissen auszutauschen und eine Lösung für Herausforderungen anzubieten, die mit ziemlicher Sicherheit schon 1000 Mal von anderen Frauen gemeistert worden sind. Der erste Schritt auf dem Weg zum stärker Werden ist nur einen Klick entfernt.

Girls Who Print ist eine Partnerschaft mit Printing Industries of America (PIA) eingegangen, um das Women's Print Mentoring Network zu schaffen, das Frauen in der Printmedien- und Grafikindustrie mit Kolleginnen als Mentorinnen zusammenbringt. Klicken Sie, um mehr darüber zu erfahren und diesem Netzwerk beizutreten.

Die Amerikanerin Deborah Corn bezeichnet sich selbst als «intergalaktische Botschafterin» bei The Printerverse, die über ihre Website PrintMediaCentr.com Druckerzeugnisse und Ressourcen für Printmedien- und Marketingfachleute bereitstellt. Sie verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung als Print-Produzentin in der Werbebranche und arbeitet derzeit hinter den Kulissen mit Druckereien, Lieferanten und Branchenorganisationen zusammen. Diese unterstützt sie dabei, ihre Kundenbeziehungen zu vertiefen und Erfolge in den Bereichen Vertrieb, soziale Medien und Content-Marketing zu verbuchen.


Ihre
Deborah Corn
Intergalaktische Botschafterin bei The Printerverse