07.05.2019 / Knud Wassermann

Self-Publishing: Der Traum vom eigenen Buch

Mit dem durch das Internet aufgekommenen Self-Publishing beginnt sich das über Jahrzehnte zwischen Autoren, Verlagen und Buchhändlern eingespielte Gefüge am Buchmarkt zu verändern. Im Eigenverlag herausgegebene Bücher sind weltweit auf dem Vormarsch und verzeichnen ein solides Wachstum. Die Mehrheit der Self-Publishing-Autoren lassen zur Freude der Druckindustrie ihre Bücher drucken.

Früher war es für die meisten unter uns einfach nur ein frommer Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen. Die Eintrittshürden waren relativ hoch. Die Suche nach einem Verlag war oft mit einem nicht enden wollenden Klinkenputzen verbunden. Und die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sprengte für viele das Budget.

Mit dem Self-Publishing hat sich dies aber schlagartig geändert. Anfänglich durchwegs belächelt, gehört es heute zu einem fixen Bestandteil in der Verlagslandschaft. Es schafft eine direkte Verbindung zwischen Autor und Leser – Verlage und Buchhändler sind auf den ersten Blick einmal aussen vor.

Mit dem Self-Publishing hat sich dies aber schlagartig geändert. Anfänglich durchwegs belächelt, gehört es heute zu einem fixen Bestandteil in der VerlagslaZusätzlich lassen sich damit neue Geschäftsmodelle etablieren – und auch die zeitlichen Abstände, in denen Inhalte auf den Markt gebracht werden, fallen deutlich kürzer aus. Qualitativ können Self-Publishing-Titel nicht immer mit professionellen Verlagsprodukten mithalten. Doch die Autoren erkennen, dass sich Professionalität bezahlt macht und investieren vermehrt in die Cover-Gestaltung, in das Layout und das Lektorat.ndschaft. Es schafft eine direkte Verbindung zwischen Autor und Leser – Verlage und Buchhändler sind auf den ersten Blick einmal aussen vor.

Amazon verhilft Self-Publishing zum Durchbruch
Der Digitaldruck und dazu passende Finishing 4.0-Lösungen von Müller Martini, das Internet und Tablets haben den technologischen Boden für das Self-Publishing aufbereitet und ein Umfeld geschaffen, in dem jeder den Traum vom eigenen Buch verwirklichen kann. Wie so oft hat Amazon dem Self-Publishing zum Durchbruch verholfen, in dem der Internet-Gigant mit Kindle Direct Publishing (KDP) für elektronische Bücher und CreateSpace für gedruckte Bücher zwei Plattformen am Markt etabliert hat. 

Amazon-Vizepräsident Russel Grandinetti meinte in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»: «Im Buchmarkt sind nur Autoren und Leser zwingend erforderlich. Jeder dazwischen hat sowohl Chancen als auch Risiken.» Das Unternehmen spricht zwar nicht gerne über Zahlen, aber es gehört mittlerweile zu den grössten Produzenten im Bereich Book-on-Demand. Allerdings sind die Bücher in der eigenen Welt gefangen und nur über Amazon zu kaufen. 
Trend hin zum gedruckten Buch
Genau hier versuchen sich sogenannte Distributoren wie BoD, Bowker, Epubli, Lulu.com, tredition usw. zu positionieren und den Autoren ein anderes Geschäftsmodell zu offerieren. Sie nehmen Bücher in elektronischer oder gedruckter Form in ihr Programm auf, um sie dann im gesamten Online-Handel aber eben auch im stationären Handel zu vertreiben. «Self-Publishing ist zu einer relevanten Grösse geworden», sagt Markus Fertig, von der MVB GmbH, einer Tochter des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels am Rande der Frankfurter Buchmesse 2018. Der Dachverband der Buchbranche unterstützt das Engagement der Distributoren um «Monopolisierungstendenzen» in diesem Bereich entgegenzutreten.

Die einzelnen Plattformen unterstützen die Autoren auf dem Weg zum erfolgreichen Buch mit einem umfassenden Dienstleistungsspektrum. Das Angebot reicht von der Cover-Gestaltung, dem Lektorat und Korrektorat bis hin zum Vertrieb und Marketing. Alles, um das man sich Self-Publisher bei Amazon selber kümmern muss. 

Bei den Distributoren geht der Trend hin zum gedruckten Buch. 95 Prozent der deutschsprachigen Self-Publisher geben ihre Werke auch als gedrucktes Buch heraus – über 20 Prozent publiziert sogar ausschliesslich in gedruckter Form. Rein digitale Autoren sind mit 5 Prozent die absolute Minderheit. Diese Zahlen hat die europäische Self-Publishing-Studie 2016 zu Tage gebracht. 

Und auch in den USA sind die Zeichen für gedruckte Self-Publishing-Bücher durchwegs positiv. Zwischen 2015 und 2016 lag das Wachstum bei den Titeln bei 11 Prozent. Wenn man sich das Wachstum über fünf Jahre hinweg von 2011 bis 2016 ansieht, addiert es sich auf rund 301 Prozent.

Verlage und Buchhandel finden wieder ihre Rolle
Auf den ersten Blick sah es so aus, als würden Verlage und Buchhändler im Self-Publishing-Geschäft keine Rolle mehr spielen. Doch die Verlage spüren über Bestseller-Liste talentierter Autoren auf und nehmen sie in ihr Verlagsprogramm auf. Auf die Möglichkeiten des Self-Publishings möchten die meisten Autoren jedoch nicht mehr verzichten, denn es bietet den Spielraum, um seine eigene Idee auszuprobieren und umzusetzen. Für Autoren, die in beiden Welten vertreten sind, hat sich der Begriff Hybrid-Autoren eingebürgert.

Auch der Buchhandel hat das Thema für sich entdeckt um sein Angebot zu differenzieren und neue Kunden in die Geschäfte zu holen. Damit sind jetzt auch alle Stakeholder der Buchbranche auf den Self-Publishing-Zug aufgesprungen und versuchen, von diesem Trend zu profitieren. Dem Traum vom eigenen Buch steht also nichts mehr im Wege.


Ihr
Knud Wassermann
Chefredaktor «Graphische Revue»