08.01.2019 / Roland Kost

Braucht es in Zukunft noch Druckereien?

Unsere hochwertigen und langlebigen Druckweiterverarbeitungs-Systeme führen im Kaufprozess häufig zur Frage: Lohnt sich zum jetzigen Zeitpunkt eine Investition noch? Viele Kunden spüren die hohe Unsicherheit im Hinblick auf die Zukunft der Druckindustrie. Wird es 2040 überhaupt noch Druckereien geben? Inwieweit sind heute gekaufte Maschine kompatibel, wenn die nächste grosse Technologie- Revolution ansteht?

Seit es Menschen gibt, gab es immer wieder disruptive Technologien, die ganze Branchen und Berufszweige ersetzt haben. Bis Ende des 20. Jahrhunderts dauerten solche Wandlungsprozesse jedoch noch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Die unglaublichen technologischen Fortschritte bezüglich Speicher- und Rechnerkapazitäten führen heute aber dazu, dass disruptive Technologien die Kraft haben, sich in ein bis zwei Jahren im weltweiten Markt durchzusetzen.
Auch die Druckindustrie hat sich aufgrund – oder dank – der Digitalisierung stark verändert. Der Digitaldruck hat die Monopolstellung von grossen Verlagsdruckereien entscheidend geschwächt. Preise für Endkunden sind drastisch gesunken, personalisierte Einzelexemplare und Kleinstauflagen gehören zum Standard, Veredelungsmöglichkeiten sind ein Muss, und die Anforderungen an Mitarbeitende in punkto IT, Netzwerk und Programming Skills steigen stetig. Auf der anderen Seite hat der Digitaldruck auch neue Produkte wie beispielsweise Fotobücher oder Bücher im Eigenverlag möglich gemacht.

Die Antwort lautet Finishing 4.0
Der digitalen Revolution tragen wir bei Müller Martini mit der Entwicklungsstrategie Finishing 4.0 Rechnung. Die Strategie beinhaltet die Vision, zum Teil heute schon Realität, individuelle Produkte in Auflagegrösse 1 herzustellen. Dies wir möglich gemacht mit höchster Automation. Dank intelligenter Vernetzung mit Connex laufen Produktionen mit unseren Druckverarbeitungs- Systemen bereits heute vollautomatisch und ohne manuelle Eingriffe ab.
Als hochspezialisiertes, agiles Familienunternehmen mit weltweitem Netzwerk sind wir überdies am Puls neuer Märkte, Technologien und Trends. Dieses Fundament nutzen wir, um produktive Lösungen zu erarbeiten und diese zeitnah für unsere Kunden in ihrer Supply Chain umzusetzen.
Müller Martini trägt der digitalen Revolution mit der Entwicklungsstrategie Finishing 4.0
Rechnung. Im Bild die hochautomatisierte Produktionlinie SigmaLine.


Der Blick in die Glaskugel
Zahlreiche Trends haben bereits heute einen grossen Einfluss auf die Anforderungen in der Druckindustrie. Die Frage zu beantworten, ob es 2040 überhaupt noch Druckereien geben wird, würde einem Blick in die Glaskugel gleichkommen. Wir sind uns aber sicher, dass wir in den nächsten 10 bis 20 Jahren weitere, technologie-getriebene Veränderungen in der Branche sehen werden.

In den folgenden Trends und gesellschaftlichen Veränderungen erkennen wir eine grosse Chance für ein Wachstum in der Druckindustrie.
  • Augmented Reality in der Produktgestaltung: Die Kombination aus Gedrucktem und Augmented Reality wurde bereits mehrfach, eindrücklich bei der Gestaltung von innovativen Produktkatalogen umgesetzt.
  • Zusätzliche Möglichkeiten dank 3D-Druck sowohl hinsichtlich der Maintenance als auch in der Gestaltung des eigenen Angebots: So lassen sich heute mit 3D-Print nicht nur Ersatzteile schnell und kostengünstig vor Ort produzieren (kurze Standzeiten, keine externen Montagekosten). Und auch in der Erweiterung des eigenen Produktportfolios sehen wir eine Chance für innovative Druckereien.
  • Artificial Intelligence in allen Druckprozessen: Wird 24-Stunden-Betriebe ohne hohe Personalkosten ermöglichen und dabei dennoch höchste Qualität sicherstellen.
  • Ökologische Druckverfahren: Lassen sich dank effizienteren Druck- und Druckverarbeitungssystemen mit ökologischeren Druckmitteln und tieferen Fehldruckquoten realisieren.
  • Solutions-as-a-Service-Plattformen: Haben in zahlreichen Branchen bereits heute zu einer höheren Auslastung geführt und ermöglichen es Firmen Produktionspeaks und Spezialproduktionen kosteneffizient zu meistern.
  • Predictive Maintenance dank Blockchain-Technologie: Ermöglicht es den Return-on-Investment schneller zu erreichen und Folgekosten für teure Reparaturen und Standzeiten zu minimieren.
  • Digital Detox: Gedrucktes wird zum Luxus und damit steigt auch die Zahlungsbereitschaft für hochwertige Druckprodukte.
  • Erhöhte Anforderungen an die Datensicherheit: Verlangen nach intelligenten Gesamtlösungen, wie sie Müller Martini bereits heute anbieten.
  • Sharing Economy: Führt zu effizienteren Supply Chains und damit zu tieferen Einkaufs- und Produktionskosten.
Fähigkeiten aufbauen, Mindset stärken
Trotz allem Optimismus bleiben die Herausforderungen, welche die technologischen Veränderungen mit sich bringen. Daher fördern und fordern wir bei unseren Mitarbeitenden hohe Ingenieurs-, IT- und Branchen-Skills und leben den Mindset vor, den rasanten Wandel in der Industrie als Chance anzunehmen und bewusst mitzugestalten. In unserer Branche ist es sicher ratsam, trotz aller Freude an der Weiterentwicklung stets ein wachsames kritisches Auge zu behalten. Denn niemand will eines Morgens aufwachen und feststellen, dass uns eine technologische Revolution überflüssig gemacht hat.